Emissionen digital erfassen: Klimafreundlichere Logistik von morgen

Transportdienstleister werden immer häufiger nach den Kohlendioxid-Emissionen ihrer Fahrzeugflotte gefragt. Doch nur wenige sind in der Lage, solche Anfragen zu beantworten.

Nur wenige führende Logistiker in Deutschland haben heute spezielle Abteilungen, die mit entsprechendem Knowhow dafür ausgestattet sind, die Emissionswerte einer Fahrzeugflotte reibungslos zu bestimmen. Während die Formeln zur Berechnung der Emissionen des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid eigentlich ganz simpel sind, fehlt es in der Regel an guten Basisdaten, da nur wenige kleine und mittelständische Logistikfirmen dazu in der Lage sind, diese tagesaktuell über eine Anwendung zu ermitteln.

Klimafreundliche Fahrzeuge sind das neue Trendthema

Nach einer Umfrage unter unseren Logistikkunden reagieren immer mehr Transportunternehmen bereits auf den neuen Trend “klimafreundliche Mobilität” und investieren zum Beispiel in Hybrid-Fahrzeuge oder E-Streetscooter für die regionale Belieferung in Ballungsräumen. Auch Erdgas-Fahrzeuge sind gefragt. Durch den Einsatz von Erdgas kann die Treibhausgasemissionsbilanz in Deutschland deutlich verbessert werden. Weiterer Vorteil: Sowohl der Kraftstoff als auch die Technologien sind bereits verfügbar und können sofort eingesetzt werden, sodass kurzfristig Erfolge erzielt werden können.

Prof. Dr. Manfred Loidold, Professor für Geoinformatik an der Hochschule RheinMain und ein ausgesprochener Kenner der aktuellen und neuen Transporttechnologien im LKW-Bereich, hat in einem mit uns geführten Gespräch die Brisanz für dieses Thema für die gesamte Transportwirtschaft hervorgehoben: Prof. Dr. Loidold selbst sieht die Zukunft in neuen Antriebstechniken wie z.B. Wasserstoff. Er geht davon aus, dass sich unter dem Druck der CO2-Reduktionsvorgaben in den nächsten Jahren Wasserstoff als Antrieb für den Fernverkehr in der Praxis bewähren und Marktanteile gewinnen wird. Bedingung ist jedoch dass die politischen, technischen und finanziellen Rahmenbedingungen dafür stimmen. Aus vielen Gesprächen mit den Vertretern der Transportwirtschaft kennt er deren Bereitschaft zur Innovation und Investition. Die hohe Erneuerungsquote im gewerblichen Güterverkehr (typische Leasingzeit von vier bis fünf Jahren) ermöglicht eine schnellere und effektivere Umsetzung als zum Beispiel im PKW-Bereich.

Der Elektro-Trendsetter TESLA prescht dabei voraus und hat vor kurzem beim Bundesverkehrsministerium die Möglichkeit ausgelotet, für seinen demnächst erscheinenden Elektro-LKW „SEMI-Truck“ das bestehende Sonntagsfahrverbot zu lockern. Mit dem Argument, dass diese Regelung ursprünglich dazu gedacht war, die Bürger von Lärm und Umweltbelastungen zumindest an Sonntagen zu entlasten. Sollte Tesla hier eine Ausnahmegenehmigung erhalten, wäre dies natürlich ein enormer Wettbewerbsvorteil in diesem boomenden Markt, was nicht ohne Widerstand der anderen Wettbewerber vonstattengehen dürfte. So bringen die Ambitionen der US-Amerikaner erneut Bewegung in das Thema und zwingen alle anderen Anbieter hier zu reagieren.

Zertifikate schaffen Ausgleiche, doch es fehlt an den nötigen Daten

Eine weitere Option an das Thema heranzugehen ist die Möglichkeit die durch den eigenen Fuhrpark erzeugte CO2-Menge über bestimmte Kompensationsmaßnahmen zu neutralisieren und somit den grünen Fußabdruck für die Logistik zu verbessern. Firmen wie ARKTIK bieten zum Beispiel an, über CO2-Zertifikate entsprechende Ausgleiche zu schaffen. Im Bereich des Flugverkehrs ist diese Praxis inzwischen fast jedem privat und geschäftlich Reisenden bekannt. Über den Online-Rechner von ARKTIK besteht für Flottenbetreiber die Möglichkeit, sich relativ einfach den voraussichtlichen CO2-Ausstoß der eigenen Transportmittel zu berechnen und ihn durch den Kauf von Zertifikaten auszugleichen. Der Nachteil dabei ist die fehlende Möglichkeit tagesaktuell mit Echtdaten zu arbeiten – anstatt dessen beruht das Konzept auf groben Schätzungen und schlussendlich auch auf Freiwilligkeit.

Der Geschäftsbereich Logistics Solutions der PASS Consulting Group entwickelt seit Jahren Lösungen zur Steigerung der Effizienz von LKW Touren und greift in der aktuellen Version von PLANTOUR das Thema CO2-Reduzierung auf. Die Gesamtmenge an produziertem bzw. eingespartem CO2 wird ermittelt, dokumentiert und so für die eigene Ökobilanz des Logistikunternehmers zur Verfügung gestellt.

Erweiterungen innerhalb der Software-Lösungen sind geplant 

Zukünftig wird PASS den Nutzern von PLANTOUR neben den bisherigen Optimierungsvarianten nach Wegstrecke, Auslastung der Fahrzeuge und Transportkosten auch einen Algorithmus zur Verfügung stellen, der den CO2 Ausstoß der verplanten Fahrzeuge für das Planungsergebnis mit berücksichtigt. Mit dieser zukünftigen Erweiterung liegt der Fokus der geplanten Tour dann stärker darauf alle Aufträge mit möglichst wenig CO2 von A nach B zu transportieren, zu verteilen oder abzuholen.

Für das Geschäftsjahr 2020 sind weitere Neuerung innerhalb der Software geplant. Diese Erweiterungen werden sowohl für die bestehende PLANTOUR Tourenoptimierung als auch für die erstmalig vorgestellte Cloud-Variante MAPSERVICES eingesetzt – einer Neuentwicklung, die direkt über das Web geographische und logistische Funktionen wie Adresssuche, Verortung, Tourenbildung und Optimierung für den Logistikeinsatz als technologieunabhängigen Service über eine Cloud-Lösung zur Verfügung stellt.

Die Besonderheit: Über die integrierte API-Schnittstelle können diese Services direkt in jedes ERP-, Warenwirtschafts- oder Transportmanagementsystem als neutrale White-Label-Anwendung eingebunden werden. In Stuttgart sollte auch die erste Version der MAPSERVICES mit Web-Frontend vorgestellt, mit dem auch kleinere Unternehmen ohne bestehendes ERP oder Transportmanagementsystem die Vorteile der Anwendung nutzen können.

Neben dem Thema CO2-Reduzierung arbeitet die PASS Logistics Solutions AG zudem bereits an weiteren Funktionen, wie zum Beispiel die automatische Beachtung von Umweltzonen. Zudem steht die Einbindung von künstlicher Intelligenz (KI) im Fokus. Diese soll in Zukunft die Berücksichtigung von historischen Verkehrsfluss-Daten oder sogenannten genetischen Algorithmen ermöglichen und sich quasi eigenständig entsprechend der erzielten Ergebnisse immer weiter an den gewünschten Idealzustand dynamisch anpassen. Das Ziel: Ein möglichst sparsamer und effizienter Transportweg, für alle zu verteilenden Güter.


Titelbild: Shutterstock

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