Schaffe, schaffe, Progrämmle baue

Auf Open Source zu wechseln, ist wie die Investition in ein Eigenheim: Als reine Geldanlage mag es profitablere Investments geben. Aber durch Eigenleistung wird es ein gutes Geschäft.

Experten streiten darüber, ob der Erwerb von Wohneigentum nach finanziellen Gesichtspunkten eine lohnende Investition ist. Nüchtern betrachtet erzeugt eine Immobilie nun mal Kosten.

Ein Vermieter legt diese auf den Mieter um – der Eigentümer muss sie selbst zahlen. Allerdings will der Vermieter nach Abzug aller Kosten noch etwas verdienen. Die logische Schlussfolgerung: Mieten ist teurer als kaufen. Aber stopp: Eventuell kann der Vermieter Skaleneffekte erzielen, weil er mehr als nur eine Wohnung besitzt. Die Kosten für Handwerker und Hausverwaltung sinken, die Finanzierungskonditionen werden besser. Ist mieten damit also doch die günstigere Variante?

In jedem Fall gibt es alternative Geldanlageformen, die wahrscheinlich mehr Rendite bringen und durch bessere Streuung weniger Risiko bergen als die Investition in eine einzelne Immobilie (Opportunitätskosten). Ein Punkt ist aber klar: Die eigene Immobilie bietet die Möglichkeit, die Kosten durch Eigenleistung zu senken. Wer Spaß am Heimwerken hat (und vielleicht sogar Talent), wird nicht jede kleine Reparatur an einen Dienstleister vergeben. Setzt man ein Investment von eigener Zeit und Arbeitsleistung als Hebel ein, kann die Kostenseite der Kalkulation gesenkt werden und das Gesamtergebnis wird verbessert.

Was hat das alles mit Software zu tun?

Auch bei Open-Source-Software streiten sich die Gelehrten, ob es nun in der Gesamtbetrachtung der Total Cost of Ownership (TCO) günstiger ist, ein kommerzielles Softwarepaket mit Support zu kaufen oder eine Open-Source-Lösung zu nutzen und zusätzlich für den benötigten Support zu sorgen. Wenn man dieselbe Leistung bekommen möchte und alle Kosten erfasst, ist Open Source nicht immer billiger.

Aber wie beim Häuslebauen geht es bei Open Source um Freiheit. Wer möchte, kann auch hier eine Eigenleistung als Hebel ansetzen. Ein Unternehmen kann inhouse Wissen aufbauen und den Support darüber teilweise abfangen. Selbst wenn man das nicht will, ist man nicht mehr an den Hersteller gebunden, sondern kann frei denjenigen Anbieter wählen, dessen Konditionen am besten passen.

Auch muss man Umbauten nicht mehr mit dem Vermieter abstimmen. Ein Durchbruch in der Wand vom ERP- zum CRM-System? Kann man einfach vornehmen. Man beauftragt ein geeignetes Unternehmen mit den Arbeiten. Wenn man möchte, kann man den Umbau sogar wieder der Community zur Verfügung stellen, damit darauf aufbauend weitere Änderungen vorgenommen werden können. Das garantiert die Weiterentwicklung und Wartung.

Damit soll nicht der Nutzen einer seriösen TCO-Betrachtung oder eine ROI-Berechnung mit spitzem Bleistift in Frage gestellt werden. Häufig genug zeigen sich in diesen Berechnungen erstaunliche Einsparpotenziale durch den Einsatz von Open-Source-Software. Aber mit dem Hebel der Eigenleistung lässt sich noch mehr herausholen. Und letzten Endes sind die TCO-Vergleiche immer auch spekulativ: Wer kann schon sicher sagen, wie sich die Nutzung des Systems im Laufe der Zeit verändert oder ob der Hersteller der Software morgen vom Konkurrenten aufgekauft wird und dieser das Produkt einstellt? Altbundeskanzler Willy Brandt gab daher schon 1987 in seiner Abschiedsrede die Devise aus: „Im Zweifel für die Freiheit!”


Bildquelle: Shutterstock

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