Die europäische Cloud-Lösung: Aktuelle Entwicklungen

Deutschland und Frankreich treiben die Entwicklungen einer europäische Cloud-Lösung voran. Am 11. Juni traten die Wirtschaftsminister mit neuen Ankündigungen an die Öffentlichkeit.

Gemeinsam wollen die beiden stärksten europäischen Volkswirtschaften einen gemeinnützigen Verein gründen um die Dateninfrastruktur zu koordinieren und zu organisieren. Zudem werde das zentrale Cloud-Framework bereits jetzt in Prototypenform getestet. Geplant ist, dass Anfang 2021 GAIA-X an den Start geht. Über 300 namhafte Unternehmen arbeiten bereits jetzt in dem Konsortium mit. Doch warum wird das Projekt gerade jetzt angestoßen und welche weiteren Entwicklungen sind zu erwarten?

Was genau ist GAIA-X?

Hintergrund der Initiative ist die Schaffung einer souveränen Dateninfrastruktur. Souverän heißt in diesem Zusammenhang: Die EU möchte mit den europäischen IT-Providern und großen Endkunden ein Cloud-Framework und einen Standard schaffen, der den IT-Anwendern innerhalb der EU eine erhöhte Unabhängigkeit in der Verwendung ihrer Daten- und Cloud-Anwendungen ermöglicht.

Vor dem Hintergrund, dass die meisten europäischen Anwender ihre Cloud-Anwendungen zu amerikanischen Anbietern ausgelagert haben, ist diese Entwicklung längst überfällig. Ein Outsourcing an Unternehmen aus dem außereuropäischen Ausland hat sich bereits rechtlich, politisch und auch ökonomisch als ein Nachteil erwiesen. Das zeigt die aktuelle Diskussion rund um den amerikanischen Patriot Act und den vor zwei Jahren von der US-Regierung beschlossenen Cloud Act. Damit ist jeder amerikanische Cloud-Anbieter verpflichtet, seine Daten und Informationen an die US-Behörden herauszugeben, wenn er seine Services aus europäischen Cloud-Rechenzentren heraus anbietet.

Erschwerend kommt hinzu, dass in den USA der Bereich Datenschutz keinen Gesetzesrang hat, sondern nur vertraglich zwischen Unternehmen abgesichert ist. Jedoch fehlt hier dem europäischen Kunden jede Transparenz, wenn z.B. eine amerikanische Behörde Analysen dieser Daten betreibt. Zur Kritik am CLOUD Act und dessen Auswirkung auf den europäischen Datenschutz habe ich bereits im Februar einen Beitrag hier auf dem Digital Management Blog verfasst.

Auch der Branchenverband Bitkom ist von der Initiative überzeugt: „Die Gründung der GAIA-X-Organisation ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer europäischen Cloud- und Dateninfrastruktur. Wir begrüßen sehr, dass Deutschland und Frankreich vorangehen, um GAIA-X europaweit zu etablieren. Das Interesse in der Wirtschaft ist da – jetzt gilt es, Fahrt aufzunehmen. GAIA-X muss möglichst bald erste Angebote auf den Markt bringen. Dazu braucht es eine arbeitsfähige und offene GAIA-X-Organisation, um das Cloud-Ökosystem zu steuern und die hochgesteckten Ziele zu erreichen.

Welche weiteren Entwicklungen sind zu erwarten?

Für das Projekt der „Europacloud“ GAIA-X werden nun erste Weichen gestellt. Mehr als 20 deutsche und französische Unternehmen wollen sich bereits an der internationalen, nicht-gewinnorientierten Organisation nach belgischem Recht beteiligen und es werden täglich mehr. Damit bleibt es nicht nur bei trockenen Frameworks, sondern mit der neuen NGO werden weitere, wichtige Schritte unternommen.

Deutschland und Frankreich als größte Volkwirtschaften Europas wollen also Ernst machen mit dem Aufbau einer souveränen europäischen Dateninfrastruktur. Alle bisherigen Meilensteine wurden auch trotz der Corona-Pandemie eingehalten. Relativ zügig werden, davon gehen Fachleute aus, immer mehr kleine, mittlere und große Unternehmen nach diesen zukünftigen Standards arbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass sich europäische Cloud-Anbieter dabei nicht hinter den US-amerikanischen Unternehmen verstecken müssen.

Dass parallel die europäische Kommission unter der Führung von Frau von der Leyen Gesetze für die strikte Einhaltung der europäischen Datensouveränität der europäischen Bürger und Unternehmen einführen wird, spielt dem GAIA-X Ansatz natürlich in die Hand. Der Druck und die Notwendigkeit werden somit auch von der legislativen Seite aufgebaut. Nichtsdestotrotz wird die Initiative aber nur Erfolg haben, wenn auch die Anwenderunternehmen sich beteiligen und in den Entwicklungsprozess einbringen.

Die PASS Consulting Group bietet ihren Kunden aus den eigenen Rechenzentren deutschlandweit Cloud-Services Made in Germany an.


Bild: Shutterstock

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