#EURegionsWeek I: Open Government braucht Vertrauen

Für ein erfolgreiches Open Government muss nicht nur die Frage "Welches Problem lösen wir eigentlich?" umfassend beantwortet werden, sondern auch die Vertrauensbasis muss stimmen.

Die Europäische Woche der Regionen und Städte ist die größte europäische Veranstaltung für Verwaltungsbeamte sowie Fachleute und Wissenschaftler, um sich vier Tage lang in Brüssel über bewährte Verfahren und Wissen in der Regional- und Stadtentwicklung auszutauschen. Außerdem ist die #EURegionsWeek eine anerkannte Plattform für die politische Kommunikation über die Entwicklung der Kohäsionspolitik der EU.

Ich durfte Anfang Oktober 2018 an drei interessanten Veranstaltungen zu den Themen Open Government, Finanzinstrumente in den europäischen Struktur- und Investitionsfonds sowie Kohäsionspolitik teilnehmen, die ich für Sie in einer kleinen Artikelserie Revue passieren lassen werde:

Artikelserie zur #EURegionsWeek

Erfahrungen mit der Umsetzung von OpenGov-Lösungen

Im Folgenden stelle ich die wichtigsten Ergebnisse des ersten Workshops “OpenGoV Co-production & Co-creation: Sharing experiences from Regions and Cities” dar. Dort wurde das Thema Open Data nur gestreift, vielmehr ging es darum, anhand konkreter Beispiele, Erfahrungen mit der Umsetzung von OpenGov-Lösungen auszutauschen. Aufhänger waren drei Horizon-2020-geförderte Projekte:

  1. Route-to-PA (London): Eine Plattform, auf der öffentliche Daten und Dienste für Drittparteien zur Verfügung gestellt werden. Anspruch ist, ein wirklich offener und lösungsorientierter Zugang zu öffentlichen Diensten.
  2. Smarticipate (Salerno): Evidenz-basierte Entscheidungsfindung und Umsetzung der Entscheidungen am Beispiel einer Region um Salerno in der Toskana.
  3. Mobile Age (Bremen): Entwicklung von Open-Government-Anwendungen für Ältere durch partizipative Prozesse.

Der Workshop war als rollierende Session gestaltet, an der drei Gruppen der Teilnehmenden jeweils an einem Board pro Projekt mitarbeiteten. Es wurden dabei zentrale Gelingensbedingungen für Open-Government-Lösungen diskutiert.

Welches Problem lösen wir eigentlich?

Zunächst werden natürlich Investitionen benötigt – und zwar nicht nur finanzielle:

  • Erstens braucht es einen zentralen Enabler, der bspw. politische Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit schafft. Dabei ist die Person und nicht das Amt von entscheidender Bedeutung.
  • Zweitens, investiert wird nur bei sichtbarem Nutzen – also bei Lösung eines konkreten und verbreiteten Problems. In einem der Projekte wurde gegen Ende klar, dass nicht nur die Anwendung, sondern v.a. der gemeinschaftliche Prozess zur Prozessanalyse und Datengenerierung wertvoll war. Dieser Punkt bewegt sich am Herzen der Diskussion, auch weil…
  • Drittens Zeitressourcen zu investieren sind. Entscheidend sind an dieser Stelle die Konsumenten der Open-Government-Lösung, also die Bürger. Dies gilt umso mehr, wenn die OpenGov-Lösung als Smartphone-App konkretisiert wird: Man sieht sich plötzlich in Konkurrenz mit Google, Facebook, Instagram, Amazon und anderen Giganten. Will man Jugendliche erreichen, sollte das staatliche Angebot schon mindestens so interessant sein wie Snapchat. Eine App sollte also nicht letztes Ziel der Anstrengungen, sondern nur ein Artefakt der Gesamtlösung sein.

OpenGov: Vertrauen ist lokal

Weiterhin: Ohne Vertrauen kein Open Government. Dies führte inhaltlich auch dazu, dass lokale Lösungen oft gut angenommen werden, während Angebote auf nationaler Ebene einen Nachteil hätten. Eben, weil “man sich nicht kennt” und auch nicht einfach, kostenlos und überzeugend kennenlernen kann. Hier dürften klassischerweise Verträge Lösungen bieten, und an dieser Stelle begannen die Überlegungen hinsichtlich des Einsatzes von Blockchain-Technologien. Insgesamt müssten die Lösungen – v.a. auch bei Politikern und Verwaltungen – auf ein Mindset treffen, das den Nutzen der OpenGov-Lösungen erkennen kann. Oder besser gesagt: Ist die Problemlösung überzeugend (darstellbar)? Und damit schließt sich ein Kreis.

Bildquelle: Shutterstock

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